Beziehung und Kommunikation
Beziehung ist das „Urmuster“, das sich in allem Lebendigen, und in ganz besonderer Weise im Menschsein zeigt. Menschen sind zwar Einzelwesen, in ihrem Tun und Sein jedoch stets aufeinander bezogen.
Über ein starkes Resonanzfeld sind wir von Anfang an mit unseren Beziehungspartnern verbunden. Die Bedeutung dieses Zusammenspiels in der zwischenmenschlichen Begegnung wurde seit der Entdeckung der Spiegelzellen durch die Gehirnforschung auch wissenschaftlich belegt.
Aus einer symbiotischen Bindung entwickelt sich im Idealfall eine auf Autonomie und Respekt ausgerichtete Beziehung, in der Menschen mit Selbstbewusstsein und einem gesunden Selbstwert miteinander in Kontakt treten und gemeinsam über ihre unterschiedlichen Kompetenzen Wirklichkeit gestalten.
Obwohl Autonomie- und Bindungsbedürfnisse eigentlich einander bedingen (freimachende Bindung!), werden sie oft als Angst machende Gegensätze erlebt. Ob wir uns eher an Bedürfnissen oder an destruktiven Mustern orientieren, hängt besonders von unseren frühen Erfahrungen ab. Leidvolle, verletzende, vielleicht sogar traumatische Erlebnisse führen häufig zu Problemen in der Beziehungsgestaltung.
In Beratungssituationen tauchen oft kontroverse Themen wie Abhängigkeit vs. Autonomie, Vereinnahmung vs. Einsamkeit auf oder ambivalente Muster: „Ich verhalte mich (unbewusst) so, dass ich das, was ich am meisten brauche, nicht bekommen kann oder ich gerate immer wieder in Situationen, in denen mein Verhalten der Hinwendung mit Zurückweisung beantwortet wird“. Menschen, die so unterwegs sind, geraten nicht selten in Situationen, die bestimmte Ereignisse aus der Vergangenheit mit all den damaligen negativen Gefühlen aktivieren und zur leidvollen Wiederholung des damals Erlebten einladen (zwingen).
Hier bedarf es vor allem einer begleiteten einfühlsamen Kommunikation des „gesunden“ Erwachsenen mit seinen verletzten inneren Anteilen, damit „alte“ Wunden heilen und neue förderliche Muster entstehen können.
Darauf aufbauend ist es immer wieder möglich, die Welt der Missverständnisse zu verlassen und zu anderen Menschen eine gute Gesprächskultur zu pflegen, die geprägt ist durch eine Haltung von Respekt, Wertschätzung, emotionaler Resonanz und nach innen „geklärten“ und nach außen klaren Aussagen. Hier bedarf es vielfältiger Handlungssituationen, die in der Beratung immer wieder gezielt hergestellt werden.
Wer so unterwegs ist, verabschiedet sich allmählich von „störenden“ Denk- und Verhaltensmustern und beginnt, auch nach außen stimmig zu kommunizieren. So kann es dann gelingen, sich in Gesprächssituationen als Partner nebeneinander zu stellen und den Blick auf gemeinsame Ziele zu richten, die auf Wachstum und nicht mehr auf Einschränkung ausgerichtet sind.
Die von M. Rosenberg vorgeschlagenen Schritte der gewaltfreien Kommunikation werden in der Beratung immer wieder erfolgreich eingesetzt (1.Beobachtung/Beschreibung der Situation, 2. Beschreibung des Gefühls, 3. Formulierung des Bedürfnisses, 4. Ausdruck einer realisierbaren Bitte in positiver Handlungssprache).
Als hilfreich erweist sich auch immer wieder die Berücksichtigung der verschiedenen Kommunikationsebenen (Sachebene, Appellebene, Beziehungsebene und Selbstoffenbarungsebene) nach Schulz von Thun sein.